Schlimmer als Zucker? Fruktose!

Zucker besteht je zur Hälfte aus Glukose und Fruktose. Heute schauen wir uns einmal genauer die Fruktose an und ich habe unten einen Ausschnitt aus dem Buch Die bittere Wahrheit über Zucker von Dr. Robert Lustig eingefügt, in dem genauer erklärt wird, warum die Fruktose schädlicher als die Glukose ist.

Wichtig ist natürlich für die meisten Menschen immer der Lebensalltag und nicht nur die Wissenschaft. Was bedeutet es also ganz konkret und wie kannst du dir dieses Wissen im Alltag zunutze machen?

Ich hoffe du konsumierst schon längst nur noch geringe Mengen an Zucker und bist schon auf gesunde Alternativen umgestiegen (wie es sie auch im Shop zu kaufen gibt), aber manchmal lässt es sich kaum vermeiden, ein Lebensmittel mit zugesetztem Zucker oder einem der vielen Zuckerstoffe zu konsumieren. Nun ist es gut zu wissen, dass der Agavensirup der in so manchen Produkten enthalten ist, wesentlich schlechter für die Gesundheit ist, da das Verhältnis von Fruchtzucker (Fruktose) zu Traubenzucker (Glukose) nicht 1:1 wie bei Zucker ist, sondern über 7:1 liegt. Und dass aus diesem Grund ein großer Bogen um Agavensirup gemacht werden sollte. (Bei Ahornsirup liegt das Glukose-Fruktose-Verhältnis wie bei Zucker, hier sollte man nur die übliche Vorsicht betreffend der Menge walten lassen.)

Auch Fruktose-Sirup (in manchen Getränken statt Zucker zugesetzt) gilt es unbedingt zu meiden.

Und hier nun der Auszug aus dem Buch von Dr. Robert Lustig für alle, die sich tiefergehend mit der Materie befassen wollen:

Fruktose kommt in der Natur niemals isoliert vor. Sie tritt immer in Kombination mit ihrem harmloseren Schwestermolekül Glukose auf. Beide haben dieselbe chemische Zusammensetzung (C6H12O6), sind aber dennoch sehr unterschiedlich. Fruktose hat viel schlimmere Auswirkungen. Beginnen wir mit der Maillard-Reaktion, einer nichtenzymatischen Bräunungsreaktion. Das ist derselbe Vorgang, der das Hämoglobin in Ihren ­roten Blutkörperchen in Hämoglobin A1c (HbA1c) verwandelt – also der Labortest, den Ärzte durchführen, um festzustellen, wie sehr der Blutzuckerspiegel eines Diabetikers im Laufe der Zeit gestiegen ist. Das Endprodukt ist braun. Das ist der Grund dafür, dass Bananen mit der Zeit braun werden und der marinierte Schweinebraten braun wird, wenn er Hitze ausgesetzt wird. Sie können Ihr Fleisch also bei 190 °C eine Stunde braten oder bei 37 °C 75 Jahre: Das Ergebnis ist dasselbe. Fruktose lässt die Maillard-Reaktion siebenmal schneller ablaufen als Glukose.8 Dieser scheinbar kleine Unterschied kann dazu führen, dass jede Zelle des Körpers schneller altert, sodass verschiedene degenerative Veränderungen wie körperlicher Abbau, Krebs und geistiger Verfall beschleunigt werden.
Es gibt inzwischen Dutzende Studien, die Fruktose als Hauptfaktor bei der Entstehung des metabolischen Syndroms betrachten. Tatsächlich wird sie sehr ähnlich wie Ethanol verstoffwechselt. Nehmen wir also 120 kcal aus Saccharose zu uns (60 kcal aus Glukose und 60 aus Fruktose) – zum Beispiel ein Glas mit 230 Millilitern Orangensaft. (Wie bereits erwähnt: Saft ist genauso schlecht wie Limo, wenn nicht noch schlechter.) Bei den 60 kcal aus Glukose kommt es zur bekannten 20-80-Aufteilung, sodass 12 Glukosekalorien in die Leber gelangen. Doch im Gegensatz zur Glukose, die von allen Organen verstoffwechselt werden kann, findet die Fruktosemetabolisierung hauptsächlich in der Leber statt (obwohl die Niere in seltenen Fällen auch die Fähigkeit hat, ein paar Kalorien zu verstoffwechseln). Mehr oder weniger die gesamten 60 Fruktosekalorien enden in der Leber. Also erhält die Leber insgesamt eine 72-Kalorien-Dosis, dreimal so viel wie bei reiner Glukose.

Die besondere Verstoffwechselung der Fruktose kann jedes Phänomen hervorrufen, das mit dem metabolischen Syndrom einhergeht:
•Die dreifache Dosis bedeutet, dass die Leber im Vergleich zur reinen Glukosemenge die dreifache Energie benötigt, um diese Kombination umzuwandeln. Dabei wird der Leberzelle Adenosintriphosphat (ATP, der universelle Energieträger der Zelle) entzogen. Dieser ATP-Abbau führt zur Entstehung des Abfallprodukts Harnsäure, welche Gicht verursacht und den Blutdruck ansteigen lässt.
•Fruktose wird nicht zu Glykogen umgewandelt, sondern gelangt direkt in die Mitochondrien. Es wird ein Übermaß an Acetyl-CoA gebildet, sodass die Metabolisierungsfähigkeit der Mitochondrien überschritten wird.
•Das überschüssige Acetyl-CoA verlässt die Mitochondrien und wird in Fett umgewandelt, das Herzkrankheiten begünstigt (siehe Kapitel 9).
•Fruktose aktiviert ein Leberenzym, welches das Bindeglied zwischen Leberstoffwechsel und Entzündungsreaktion darstellt. Es macht einen entscheidenden Botenstoff der Insulinreaktion unwirksam und führt so zu einer Insulinresistenz der Leber.
•Die fehlende Insulinwirkung in der Leber bedeutet, dass es keine Methode gibt, den Glukosespiegel zu senken. Also steigt der Blutzuckerwert an, was schließlich zu Diabetes führen kann.
•Die Insulinresistenz der Leber bedeutet, dass die Bauchspeicheldrüse zusätzliches Insulin ausschütten muss, wodurch mehr Energie in die Fettzellen gelangen kann – und das löst wiederum Adipositas aus (siehe Kapitel 4). Die Fettzellen, die am stärksten aufgefüllt werden, befinden sich im Bauchfett, sind also die schlechten: diejenigen, die mit Stoffwechselkrankheiten in Zusammenhang stehen.
•Der hohe Insulinspiegel kann auch das Wachstum bestimmter Krebsgeschwüre befördern.
•Außerdem blockiert der hohe Insulinwert die Leptin-Signalübertragung (siehe die Kapitel 4 und 5) und signalisiert dem Hypothalamus fälschlicherweise »Hunger«. Deshalb essen Sie mehr.
•Fruktose kann auch zu einem Zusammenbruch der natürlichen Darmbarriere beitragen. Normalerweise hindert der Darm Bakterien daran, in den Blutkreislauf zu gelangen. Die Schädigung des Darms kann dazu führen, dass die Darmwände undicht werden. Daraus kann sich eine krankhaft durchlässige Darmwand (Leaky-Gut-Syndrom) entwickeln, was wiederum anfälliger für Entzündungen machen und die ROS-Produktion verstärken kann. Das verschlimmert die Insulinresistenz und treibt den Insulinspiegel noch weiter in die Höhe.
•Fruktose durchläuft die Maillard-Reaktion siebenmal schneller als Glukose, wodurch es zu einer direkten Schädigung der Zellen kommen kann. Obwohl die Experimente noch nicht weit fortgeschritten sind, lassen erste Ergebnisse vermuten, dass Fruktose in einer entsprechenden Umgebung die Alterung und die Entwicklung von Krebs beschleunigen kann.
•Die Daten über Fruktose und Demenz beim Menschen sind derzeit indirekt – klar ist bislang lediglich, dass beides in Wechselbeziehung zueinander steht. Doch die Daten über Insulinresistenz und Demenz zeigen eine eindeutige Kausalität. In den USA sind Afroamerikaner und Latinos die größten Fruktosekonsumenten und weisen den größten Taillenumfang auf (ein Hinweis auf Insulinresistenz). Zugleich haben sie auch das höchste Risiko, an Demenz zu erkranken.